Die Definition von Frankaturarten
0  0

1 Pro memoria

Wertzeichen erhalten ihre Eigenschaften bei der Herstellung, Frankaturen erst bei der Aufgabe einer Sendung; die Entstehung der beiden "Objekte" fällt also zeitlich deutlich auseinander, und dementsprechend sind ihre Merkmale auch unabhängig voneinander zu beurteilen. Sammler der Richtung "Traditionelle Philatelie" befassen sich mit losen Wertzeichen, Sammler der Richtung "Postgeschichte" hingegen mit Dokumenten und den sich darauf befindlichen Frankaturen. Aus diesem Grund sind Eigenschaften von Wertzeichen für die Sammler der erstgenannten Richtung von Bedeutung, für die Sammler der Zweitgenannten überhaupt nicht.

2 Postalische Begriffe

Taxe: 
Bei der Aufgabe zu entrichtender Betrag für die Beförderung einer Sen-dung auf Grund ihrer Eigenschaften [Gattung, Gewicht, Abmessungen, Leitweg, Distanz zum Empfänger, usw.], oder aber Kosten für eine beson-dere Dienstleistung [z.B. Einschreiben, eigenhändige Übergabe an den Empfänger, mit Rückschein an den Absender, per Express, mit deklarier-tem Wert, mit Nachnahme, usw.]. 1)

Zuschlag: 
Aufpreis für Sendungen, die während des Transports eine besondere Be-handlung erforder(te)n [z.B. im 19. Jahrhundert für die Beförderung von Fahrpoststücken über Alpenpässe, Sperrgut, Sendungen mit zerbrechli-chem Inhalt, solche mit verderblichen Lebensmitteln oder lebenden Tieren, dringliche Sendungen, usw.]. 1)

Gebühr: 
Unter besonderen Bedingungen erst nach der Ankunft einer Sendung zu entrichtender Betrag [z.B. für die Lagerung von Postlager-Sendungen, für die Zustellung schwerer Pakete, die Zustellung von Sendungen mit hohem deklariertem Wert oder für die Zustellung von Eilsendungen an Empfän-ger ausserhalb des für jede Poststelle definierten Zustellbereichs, usw.]. 1)

Porto: 
Das Total der für eine Sendung bei der Aufgabe zu entrichtenden Taxen und Zuschläge. 1)

Portofreiheit: 
Gesetzlich festgelegte Befreiung von der Bezahlung von Taxen.

Tarif: 
Gesamtheit aller zu einem definierten Zeitpunkt gültigen Taxen, Zuschläge und Gebühren.1)

Tarifreform: 
Änderung von Taxen, Zuschlägen und/oder Gebühren auf einen festge-legten Zeitpunkt.

Nennwert: 
Der auf einem Gegenstand [z.B. Banknote, Münze, Aktie, Obligation, Brief-marke, Wertstempel, usw.] in einer vorgegebenen Währung mit Zahlen angegebene Betrag.

Wertzeichen: 
Marke, Eindruck, Wertstempel, Kleber oder Etikette mit spezifiziertem Nennwert oder der Bezeichnung der damit durch die Post abgegoltenen Leistung.

Frankaturvermerk: 
Stempelabdruck, Kleber, Etikette oder Aufdruck ohne Nennwert zur Deckung des für die Sendung erforderlichen Portos.

Freimachung: 
Entrichtung des Portos [z. B. durch Anbringen von Wertzeichen oder eines Frankaturvermerks]

Freimachungsart: 
Art des (der) zur Freimachung verwendeten Wertzeichen(s) oder Franka-turvermerks.

Frankatur: 
Auf einem Beleg angebrachte(s) Wertzeichen oder angebrachter Franka-turvermerk zur Deckung des Portos.
Das Anbringen kann ganz oder teilweise durch den Absender und/oder durch das Personal der Aufgabepoststelle erfolgen.

Frankiergerät: 
Apparat [z.B. Frankiermaschine, Markenautomat, Schaltergerät, PC mit Drucker, usw.] mit welchem Wertzeichen einheitlicher Zeichnung, aber unterschiedlicher Nennwerte generiert und auf eine Unterlage [z.B. eine Etikette oder direkt auf einen Beleg] gedruckt werden können.

Ganzsache: 
Beleg mit einem von der Post eingedruckten oder mit einem Frankier-gerät angebrachten, für alle Kunden bezüglich der Gestaltung und der Inschriften einheitlichen Wertstempel mit der Angabe eines Nennwerts oder der damit abgegoltenen Leistung.

Nachporto: 
Betrag, der vom Empfänger bei der Zustellung einer unzureichend oder nicht frankierten Sendung erhoben wird; wird die Annahme verweigert, geht die Sendung zurück an den Absender. Die Berechnung des Nach-portos erfolgte über die Zeit nach verschiedenen Formeln (siehe Spezial-literatur).

3 Charakterisierung von Wertzeichen

Wertzeichenmerkmale: 
Sämtliche Eigenschaften eines Wertzeichens, welche bei dessen Herstel-lung festgelegt werden. Je nach Art des Wertzeichens sind dies:

Das Papier [z.B. weiss, eingefärbt, mit Fasern, usw.], die Oberflächenbe-handlung [z.B. keine, gestrichen, fluoreszierende oder phosphoreszieren-de Teil- oder Ganzbeschichtung, usw.], die Gummierung [z.B. farblos oder getönt, matt oder glänzend, glatt oder geriffelt, selbstklebend, usw.], das Sicherheitsmerkmal [z.B. keines, Seidenfaden, Kontroll- oder Wasserzei-chen, usw.], die Druckmethode [z.B. Buch-, Stichtief-, Aetztief-, Offset-, Farbband-, Tintenstrahl-, Laserdruck, usw.], die optisch wahrnehmbare Farbe sowie die chemische Zusammensetzung der verwendeten Druck-farbe(n), das Bild, der Nennwert sowie die Trennhilfe [z.B. keine, Durch-stich, Wellenstanzung, Zähnung, Zähnung mit zusätzlicher Stanzung, usw.].

Dauermarke: 
Wertzeichen, dessen Verkauf nicht schon zum Zeitpunkt der Herausgabe auf eine vorbestimmte Dauer (bis zu einem gegebenen Datum oder "solange Vorrat") beschränkt wird; dieses wird bei Bedarf also so oft wie nötig nachgedruckt.

Sondermarke: 
Wertzeichen, dessen Verkaufsdauer bereits zum Zeitpunkte der Heraus-gabe beschränkt wird (bis zu einem gegebenen Datum oder "solange Vorrat").

Sujet: 
Auf einem Wertzeichen wiedergegebenes Bild resp. wiedergegebene Zeichnung oder Grafik, ohne Berücksichtigung des Texts, der Landes- und Währungsbezeichnung sowie des Nennwerts.

einheitliche Sujets: 
Wertzeichen mit identischem Sujet, welche sich nur im Nennwert, und/ oder der Farbe, und/oder der Währungsbezeichnung (Rp., Cts. oder Fr.) und/oder dem Text (Landessprache) unterscheiden.

Erste (1850-1852) und letzte (1924-1940) Ausgabe von Schweizer Dauer-marken mit einheitlichem Sujet, aber unterschiedlichen Farben, Nennwerten und/oder Währungsbezeichnungen

Wertzeichen mit einheitlichem Sujet und gleicher(gleichen) Farbe(n), wel-che sich nur im Nennwert unterscheiden.

Letzte Schweizer Ausgabe überhaupt mit einheitlichem Sujet und einheit-licher Farbe, aber unterschiedlichen Nennwerten:

Wertzeichen mit unterschiedlichen, aber vergleichbar gestalteten Sujets zu einem übergeordneten Thema; ihre Nennwerte können, müssen aber nicht unterschiedlich sein.

Erste Schweizer Ausgabe Dauermarken (Gebirgslandschaften, 1914-1931) mit vergleichbaren Sujets:

Erste Schweizer Ausgabe Zuschlagsmarken (Trachtenbilder, 1915) resp. Sondermarken (Frieden, 1919) mit vergleichbaren Sujets:

Erste Schweizer Ausgabe Sondermarken mit einheitlichem Nennwert (XVII. Weltpostkongress, 1974) mit vergleichbaren Sujets:

Sammelbegriff für eine Menge von Wertzeichen mit entweder einheitlichem Sujet oder mit vergleichbaren Sujets.

Alle Wertzeichen gleicher Zeichnung, unabhängig davon, ob diese gleich-zeitig oder an verschiedenen Daten herausgegeben oder generiert worden sind.

Wertzeichenset: 
Gesamtheit aller zu einem gegebenen Zeitpunkt aktuellsten postalischen Wertzeichen bezüglich Nennwert, Sujet und Farbe, aber unabhängig von allen übrigen Wertzeichenmerkmalen.

Briefmarkenset: 
Teil des Wertzeichensets, welcher nur die Briefmarken umfasst.

4 Eigenschaften von Frankaturen

portogerecht: Genau dem für die Sendung erforderlichen Porto entsprechend.

zeitgerecht: Ausschliesslich aus Wertzeichen des zum Zeitpunkt der Aufgabe aktuellen und/ oder eines nicht mehr als einem Jahr 2) alten Wertzeichenset bestehend.

optimal: Aus der kleinstmöglichen Anzahl Wertzeichen bestehend. 3)

einstufig: Das gesamte Porto wurde entweder vom Absender oder vom Empfänger bezahlt.

zweistufig: In zwei Schritten angebrachte Frankatur: der erste Teilbetrag des Portos vor der Beförderung, der zweite Teilbetrag dann entweder bei einer Weiterleitung (vom aus dem Nah- in den Fernverkehr resp. vom Inland ins Ausland) oder bei der Ankunft im Zielpostamt.

5 Frankaturarten

Frankaturart: Beschreibung der Frankatur auf Grund der angewendeten Freimachungs-art(en), Anzahl Wertzeichen, ihrer Nennwerte und ihrer Zugehörigkeit zu einem Wertzeichenset.

>> Definitionen für Frankaturen bestehend aus nur einer Freimachungsart

Porto- und zeitgerechte Freimachung einer Postsendung mit nur einem Wertzeichen oder Frankaturvermerk.

Mehrfachfrankatur: Porto- und zeitgerechte Freimachung einer Postsendung mit zwei oder mehr Wertzeichen mit gleichem Nennwert, gleicher Zeichnung und aus dem gleichen Wertzeichenset.

Eine Mehrfachfrankatur liegt auch dann vor, wenn die Freimachung aus verschiedenen Unterarten des gleichen Wertzeichens (d.h. mit unter-schiedlichen Wertzeichenmerkmalen) besteht.

Mehrfarbenfrankatur: Porto- und zeitgerechte Freimachung einer Postsendung mit zwei oder mehr Wertzeichen mit mindestens zwei unterschiedlichen Nennwerten gleicher Zeichnung und aus dem gleichen Wertzeichenset.

Mehrwertefrankatur: Sonderfall einer Mehrfarbenfrankatur, bei welcher alle Wertzeichen die gleiche(n) Farbe(n) besitzen (was z.B. bei Nachportomarken und solchen von Frankiergeräten die Regel ist).

Mischfrankatur: Porto- und zeitgerechte Freimachung einer Postsendung mit zwei oder mehr Wertzeichen aus aufeinanderfolgenden Wertzeichensets resp. mit solchen, welche von hintereinander betriebenen Frankiergeräten gene-riert worden sind.

Buntfrankatur: Porto- und zeitgerechte Freimachung einer Postsendung mit zwei oder mehr Wertzeichen unterschiedlicher Zeichnung aus dem gleichen Wert-zeichenset oder mit solchen, welche von unterschiedlichen, aber parallel betriebenen Frankiergeräten derselben Freimachungsart generiert wor-den sind.

Verwertungsfrankatur: Porto-, aber nicht zeitgerechte Freimachung einer Postsendung (Aufbrauch alter Wertzeichen).

>> Definition für Frankaturen bestehend aus mindestens zwei Freimachungsarten

 

Kombinationsfrankatur: Porto- und zeitgerechte Freimachung einer Postsendung mit mindestens zwei unterschiedlichen Freimachungsarten (z.B. eine Ganzsache mit einer Briefmarke).

>>Definitionen für Frankaturen bestehend aus einer (oder auch mehr) Freimachungsart(en)

Überfrankatur: Zeitgerechte, aber betragsmässig zu hohe Freimachung einer Postsen-dung.

Unterfrankatur: Zeitgerechte, aber betragsmässig ungenügende Freimachung einer Post-sendung.

Eine einfache Methode, um die Frankaturart auf einem Beleg mit zwei (oder mehr) unterschiedli-chen Briefmarken grafisch (d.h. mit Bleistift und Lineal) zu ermitteln, verläuft wie folgt: auf einer Zeitachse werden untereinander alle Briefmarken des zum Zeitpunkt der Aufgabe des Belegs aktu-ellen und des vorangehenden Briefmarkensets in Form von Balken aufgetragen; die Einfärbung der Balken für die Gültigkeitsdauer der einzelnen Briefmarken wird wie folgt vorgenommen:

Für Dauermarken

grau: auf der Zeitachse zum jeweils aktuellen Set gehörende Briefmarke;

grau nach graurosa: die 12 Monate zum Aufbrauch einer nach einer Tarifreform speziell herausgegebenen Überdruck-Marke oder einer (auf Grund ihres Nennwerts) nach einer Tarifreform überflüssig gewordenen Briefmarke.

grün nach grünrosa: die 12 Monate zum Aufbrauch einer zum vorgängigen Briefmarkenset gehörenden Briefmarke nach deren Ersatz durch eine Neue mit glei-chem Nennwert.

Für Sondermarken

blau: Verkaufsdauer einer Sondermarke am Postschalter;

blau nach blaurosa: verbleibende Dauer zum Aufbrauch einer am Postschalter nicht mehr angebotenen Sondermarke bis zum Ende ihrer Frankaturgültigkeit, maximal aber 12 Monate.

generell

rosa: Rest-Frankaturgültigkeit eines nach 12 Monaten in der Regel aufgebrauchten Wertzeichens.

Auf einem solchen Diagramm zieht man beim Aufgabedatum des Belegs eine senkrechte Linie und macht dann darauf bei jedem horizontalen Balken, der einer auf dem Beleg angebrachten Brief-marke entspricht, ein Kreuz:

Diagramm: Beispiele für die grafische Ermittlung der Frankaturart während des Verwendungs-zeitraums der Ausgaben "Kreuz + Wertziffer", "Stehende Helvetia" sowie "25 Jahre Weltpostverein": gestrichelte senkrechte Linie = Aufgabedatum des jeweiligen Belegs; "X" = Wertzeichen auf dem Beleg.

Je nach der Farbe Balken, auf welche diese Kreuze zu liegen kommen, ergeben sich folgende Zu-ordnungen für die Frankaturart:

Damit wird klar: zwei Briefmarken unterschiedlicher Zeichnung stellen nur in seltenen Fällen eine Mischfrankatur dar; Bedingung dafür ist, dass eines (aber keinesfalls alle) der Kreuze in einem grünrosa und das andere in einem grauen, blauen oder blaurosa Bereich liegt. Und wenn mindes-tens ein Kreuz in einem rosa Bereich liegt, handelt es sich um eine Verwertungsfrankatur.

6 Ergänzungsfrankaturen

Die bis dahin besprochenen Frankaturarten nehmen keinen Bezug auf die konkreten Nennwerte der verwendeten Wertzeichen. Werden diese in die Beurteilung miteinbezogen, können , neben optimalen Mehrfach-, Mehrfarben-, Mehrwerte-, Bunt-, Misch- oder Kombinationsfrankaturen, weitere Frankaturarten definiert werden:

Erstfrankatur: dasjenige von zwei (oder in Ausnahmefällen auch mehr) Wertzeichen einer zeitgerechten Frankatur, dessen Nennwert einer Taxe des zum Zeitpunkt der Aufgabe der Sendung gültigen oder des vorangehenden Tarifs ent-spricht.

Zusatzfrankatur: Wertzeichen, dessen Nennwert zusammen mit demjenigen der Erstfrankatur die porto- und zeitgerechte Freimachung einer Postsendung ergibt. Gibt es kein zeitgerechtes Wertzeichen des erforderlichen Nennwerts, muss die Zu-satzfrankatur aus der optimalen Zahl zeitgerechter Wertzeichen bestehen.

Ergänzungsfrankatur: Aus einer Erst- und einer Zusatzfrankatur bestehende Freimachung einer Postsendung.

Die häufigsten Ergänzungsfrankaturen setzen sich wie folgt zusammen:

  • Erstfrankatur: Porto gemäss vorangehendem Tarif Zusatzfrankatur: + Differenz (Erhöhung) vom vorangehenden zum aktuellen Tarif Ergänzungsfrankatur: = Porto gemäss aktuellem Tarif
  • Erstfrankatur: Taxe für die erste Gewichtsstufe gemäss aktuellem Tarif Zusatzfrankatur: + Differenz zur Taxe der zutreffenden Gewichtsstufe gemäss aktuellem Tarif Ergänzungsfrankatur: = Porto für die zutreffende Gewichtsstufe gemäss aktuellem Tarif
  • Erstfrankatur: Taxe für den gewöhnlichen Versand der Sendung gemäss aktuellem Tarif Zusatzfrankatur: + Taxe für eine gewünschte Zusatzdienstleistung gemäss aktuellem Tarif Ergänzungsfrankatur: = Porto gemäss aktuellem Tarif
  • Erstfrankatur: Taxe für den gewöhnlichen Versand der Sendung gemäss vorangehen- dem Tarif Zusatzfrankatur: + Differenz (Erhöhung) vom vorangehenden zum aktuellen Tarif + Taxe für eine gewünschte Zusatzdienstleistung gemäss aktuellem Tarif Ergänzungsfrankatur: = Porto gemäss aktuellem Tarif

Das zuletzt aufgeführte Beispiel erfordert manchmal eine aus zwei Wertzeichen bestehende Zusatz-frankatur, weil im jeweils aktuellen Wertzeichenset nicht immer ein der Summe beider erforderli-chen "Aufschläge" entsprechender Nennwert zur Verfügung steht resp. gestanden hat.

Jede Ergänzungsfrankatur entspricht, je nach den verwendeten Wertzeichen, immer auch entwe-der einer optimalen Mehrfach-, Mehrfarben-, Mehrwerte-, Bunt-, Misch- oder Kombinationsfran-katur. Umgekehrt gilt das allerdings nur dann, wenn die Nennwerte der verwendeten Wertzeichen den Anforderungen für die Erst- und Zusatzfrankatur genügen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

$comments